Cornelsen und die evangelische Kirche

Kaum melde ich mich ab, finde ich natürlich wieder was zum Bloggen. Und zwar dies hier.
Kurz zusammengefasst heißt es dort, dass ein Englischbuch des Cornelsen Verlags vom bayrischen Kultusministerium nicht zugelassen wurde, weil es Passagen enthält, die angeblich „Evangelikale in den USA in ein schlechtes Licht rücken“.

Anscheinend handelt es sich dabei nicht um irgendwelche Evangelikale, die in ein schlechtes Licht gerückt werden, sondern um Kreationisten. Zumindest legen die zitierten Textstellen das nahe:

In dem Kapitel „Fundamentalismus in Amerika“ behaupte die Journalistin Susan Jacoby, dass „ein unbestreitbarer, starker Zusammenhang zwischen religiösem Fundamentalismus und einer fehlenden Bildung“ bestehe. Kreationismus habe „die öffentliche Bildung in vielen Regionen des Landes nachhaltig beeinflusst“.

Letzteres ist ganz sicherlich wahr, wie es mit ersterem steht, weiß ich nicht.
Auf jeden Fall finde ich es seltsam, dass sich verschiedene evangelische Einrichtungen hierzulande über diese Aussage aufregen. Sie richtet sich eindeutig nicht gegen sie. Trotzdem halten sie es offensichtlich für nötig, sich mit Leuten auf eine Stufe zu stellen, die entgegen aller Beweise unbedingt glauben wollen, dass die Welt nur 7000 Jahre alt ist und alle Arten zur gleichen Zeit entstanden sind (bzw. geschaffen wurden). Leute, die so etwas nicht nur glauben wollen, sondern auch noch versuchen, eine wissenschaftliche Theorie daraus zu machen, weil … ja, warum habe ich nie verstanden. Sobald man aus Gott eine wissenschaftliche Theorie macht, zieht immerhin das Argument mit „Das kann man nicht wissen, das muss man halt glauben“ nicht mehr.

Wie dem auch sein … Warum sollten „normale“ evangelische Einrichtungen irgendetwas mit solchen Leuten zu tun haben oder sich gar für sie einsetzen wollen? Ist das so eine Art Auswirkung unreflektierten Gruppendenkens? In der Richtung von: „Es sind zwar Idioten, aber immerhin sind es unseren Idioten, und wir lassen nicht zu, dass irgendwelche doofen Atheisten etwas gegen sie sagen.“?
Das wäre doch irgendwie recht beunruhigend.

8 Gedanken zu „Cornelsen und die evangelische Kirche

  1. Vielleicht, weil sie den Unterschied zwischen ‚evangelisch‘ und ‚evangelikal‘ nicht verstanden haben.

    DAS wiederum lässt allerdings – nach dem Prinzip „getroffene Hunde bellen“ – beinahe doch wieder auf ersteres schließen. Hm.

  2. Mein Turf, oder?

    Da kommts einem hoch. Ich kann dazu nur folgendes verlinken.

    http://by.juris.de/by/Verf_BY_1998_Art131.htm

    Absatz 2, Satz 2 Wäre ich nicht komplett schamberfreit müßte ich mich fremdschämen.

    Nur so, das ist das Oberstufenbuch. Will heißen, daß bayrische Lehrer in Einzelfällen ihren Schülern keine Differenzierung zutrauen oder selbst dazu nicht fähig sind. Nachdem ich da arbeite, letzteres ist wohl richtig.

  3. Nachtrag…

    Ich hab hier das Konkurrenzprodukt von Klett liegen. Das ist eigentlich nicht unkritischer, haben aber den Teil mit dem Bildungsniveau nicht drin. Das letztere kommt so vor und ist unbestreitbar und Zentrum der Diskussion.

    Nun sollte man allerdings nicht vergessen, daß Schüler sehr wohl an sowas lernen könnten, daß die Meinung einer einzelnen Journalistin nicht absolut ist. Sollte man auch von Oberstufenschülern verlangen. Naja… sollte…

  4. Passt vielleicht nicht ganz rein, aber ist doch bekannt – sobald es um Religion geht, wird das Blickfeld und der geistige Horizont schwarz (nein, ich meine keine Emo-Kinderchen).

    Laut der amerikanischen Verfassung, hat Staat und Kirche getrennt zu sein, und dennoch heißt es bei jedem Schwur, sei es Präsident oder Vereidigung von Soldaten oder sonstwas, so wahr mir Gott helfe.
    Und ich persönlich habe die Vereidigung eben aus dem Grund verweigert mit der Argumentation: a) bin ich Atheist und b) habe ich nicht vor in einer Neuauflage der Kreuzzüge mitzumachen.

    In diesem Sinne, lang lebe der zahme T-Rex, der nur Blümchen frisst und mit den Höhlenmenschen kuschelt (auch das wollen einem die Kreatonisten an die Backe nageln).

  5. In der Kriche läuft doch alles über die Vetternwirtschaft. Bei denen ist Wasser dicker als Blut und die halten auf der ganzen Welt zusammen wie Pech und Schwefel.

    Mich wundert es da nicht, dass sie hier ein Buch verbieten, dass Evangelisten in den USA als dumm beschreibt.

    Ich kann mich noch schwach erinnern, dass in einigen Bundesländern hier bei uns mal die Duskussion war, ob die Lehre Darwins aus dem Unterricht entfernt werden sollte, da es der Bibel widerspricht und somit dem Glauben der Menschheit und das wäre nach §Schießmichtot Absatz: Keine Ahnung nicht vertretbar. Da ich nichts mehr in dem Bereich gehört habe, nehme ich mal stark an Darwin ist im Lehrplan geblieben.

    Ich mein ich hab ja nichts dagegen, wenn jemand glauben will, dass es eine übersinnliche Kraft gibt, die die Fäden des Lebens spannt. Ob das Schicksal nun frei wählbar oder doch forgeschrieben ist. Sicher ist es wohl einfacher zu glauben wenn das Leben scheiße läuft, liegt das nicht zwangsweise an mir und da steckt schon ein Plan hinter. Aber gegen nachweisbare Wissenschaften, Forschungen und Beweisen mit einem „Das kann man nicht wissen, das muss man glauben“ zu argumentieren, treibt mich jedesmal in den Wahnsinn.

    Aber es ist wohl einfach einfacher und angenehmer die Schuld für alles Elend jemandem in die Schuhe zu schieben, den man nichts anhaben kann.

    Wobei ich nicht verstehen kann, die man ein Buch (die Bibel) für voll nehmen kann, in dem so offensichtlich grobe Denkfehler vorhanden sind, dass eine logische Auslegung gar nicht möglich ist.
    So in der Kurzfassung gibt es ja Adam und Eva und die bekommen drei Söhne. Kai, Abel und Set. Schön und gut. Nur hab ich nie verstanden, wo denn deren Frauen plötzlich herkommen…

  6. So in der Kurzfassung gibt es ja Adam und Eva und die bekommen drei Söhne. Kai, Abel und Set. Schön und gut. Nur hab ich nie verstanden, wo denn deren Frauen plötzlich herkommen…

    —> gut, das ist noch eine der weniger schwachen Stellen.
    In der Bibel steht ja schließlich, dass Adam und Eva die ERSTEN waren, die Gott erschuf. Nicht die einzigen.
    von den „Himmelssöhnen“ und „-töchtern“, die sich bis Noah lustig mit den Menschen vergnügen (bis der Chef dem selbst einen Riegel vorschiebt) ganz zu schweigen. 😉

    Spaßig wird es, finde ich, an der Stelle, wo Ultrakonservative davon ausgehen, dass jedes einzelne Wort in der Bibel wörtlich zu nehmen ist (von Jahreszahlen bis zu Anzahlen der Leute, etc.) und darauf beharren, dass deshalb die Schöpfungsgeschichte keine Metapher ist (als solche gelesen ist sie nämlich erstaunlich stimmig).

    Das wird schon bei Jesu Gleichnissen recht knifflig (wie – Jesus hält sich ernsthaft für einen Weinstock?!) und spätestens in der Offenbarung des Johannes wird’s pure Comedy.

    Davon abgesehen: es waren nicht einige Bundesläner, sondern eigentlich nur Thüringen und das auch nur, weil der damalige Landeschef selbst den Kreationisten persönlich recht nahe stand. Wirklich ernsthaft ist das bei uns zum Glück noch nie in Erwägung gezogen worden.

    eine allgemeine Kirchenschelte ist (in dieser Hinsicht) übrigens auch nicth unbedingt angebracht. Gerade in Deutschland nicht, wo sich die etablierten Landeskirchen mit Händen, Füßen und Machtworten gegen diesen schwachsinnigen Einfluss der amerikanischen Bilbe-Belter-Gemeinschaften wehren.
    Da sollte man die Kriche schon im Dorf lassen. Sozusagen. 😉

  7. Das alte Testament ist die Geschichte des jüdischen Volkes.
    Ergo sind Adam und Eva nicht allgemein die ersten Menschen ( oder die einzigen erschaffenen), sondern die Stammeltern des israelischen Volkes.

    Ich hba die Bibel nicht auswendig gelernt, aber eins möchte ich doch anmerken :
    die Evolutionstheorie ist kein Naturgesetz, sondern ene Lehrmeinung , die in einigen Bereichen durchaus nicht nur von Kreationisten kritisiert wird.
    Eine Theorie ist ein Lehr – bzw Glaubenssatz . D.H.: auch ein Darwinist glaubt etwas, das er schlussendlich nicht unumstösslich beweisen kann.

    Und, nur mal so am Rande bemerkt : auch Atheismus ist eine Form des Glaubens und der Religion, da Atheisten GLAUBEN ( aber nicht wissen oder gar beweisen können) das es keinen Gott, bzw keine Götter gibt, gegeben hat noch geben kann oder wird.

    Soll doch jeder glauben was er will, die amerikanischen Kreationisten jedoch sind ( wie viele amerikanische Religionsansätze) irgendwo jenseits der Rationalitaet und ziemlich quer zur Realität angesiedelt.

    • Natürlich ist die Evolutionstheorie nichts weiter als eben das, was ihr Name sagt, eine Theorie. Allerdings sollte man sie deshalb nicht mit Religion gleichsetzen. Der Sinn und Zweck wissenschaftlicher Theorien ist der, dass man sie immer wieder in Zweifel zieht, überprüft und durch etwas besseres ersetzt, wenn man mehr herausgefunden hat.

      Der Sinn und Zweck religiöser Glaubenslehren ist es dagegen, geglaubt zu werden, ohne dass man diese Lehren in Frage stellt, überprüft, revidiert oder sonstwas damit macht, das in irgendeiner Art und Weise wissenschaftlich ist.

      Ein guter Wissenschaftler weiß, dass er längst nicht alle Antworten kennt, und dass er sich möglicherweise in vielerlei Hinsicht irrt. Ein guter Gläubiger dagegen ist davon überzeugt, alle Antworten zu kennen.

      Deshalb finde ich, dass es absoluter Blödsinn ist, Religion und Wissenschaft vermischen zu wollen.

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