Eine Frage, die die Welt bewegt

Ich gucke in letzter Zeit oft verschiedene CSI (oder CIS oder was auch immer) Serien, wenn ich bei René bin. Dort kommen im Gegensatz zu den meisten anderen Dingen, die ich schaue, viele Computer vor, bzw. Leute, die besagte Computer bedienen. Was mich wiederum auf eine Frage bringt, die wahrscheinlich nicht die Welt bewegt, von der ich aber finde, dass man sie mal stellen sollte:

Immer, wenn jemand in einem filmischen Machwerk einen Computer bedient, hämmert er wie blöd auf die Tastatur ein, als wäre die technische Entwicklung am Film irgendwie spurlos vorübergegangen und es gäbe dort noch immer keine grafischen Benutzeroberflächen. Besonders abstrakt wirkte das letztens, als jemand in einer der besagten CSI (oder was auch immer) Serien (fragt mich nicht welche) ein Youtube-Video aufrief und abspielte. Der Großteil der Fernsehzuschauer dürfte inzwischen wissen, wie man ein Youtube-Video aufruft. Es dürfte klar sein, dass kein eingetippter Befehl den Klick auf den Play-Button ersetzt. Trotzdem hat der Schauspieler kein einziges Mal zur Maus gegriffen.
Woran liegt das? Warum weigert sich die Filmlandschaft so hartnäckig, die Bedienung eines Computers so darzustellen, wie man sie kennt? Sieht Tippen einfach cooler aus, und man hält deshalb daran fest? Ist das dasselbe wie bei den explodierenden Autos?

Fragen über Fragen …

16 Gedanken zu „Eine Frage, die die Welt bewegt

  1. Neuerdings haben auch die Toten, die ja immer sehr reichlich vorkommen, ständig die Augen offen und niemand erbarmt sich, sie ihnen zu schließen. Das Publikum wills offenbar so sehen. Und ständig dudelt irgendwelche Dumm-Musik wie in den Toiletten der Autobahn-Raststätten. Wenn man diese betritt (nachdem man 50 Cent, neuerdings sogar 70 Cent berappt hat), dann hat man endlich das Gefühl, ja, jetzt und hier stimmt alles mit der Wirklichkeit überein – außer, man guckt den ganzen Scheiß nicht. Dann kommts einem komisch vor.

  2. Na, die offenen Augen der Toten sind aber dann ausnahmsweise realistisch.
    Als Ex-Zivi weiß man das eventuell.

    Tote Augen sind automatisch offen, es sei denn, die Person ist im Schlaf gestorben (ist aber auch kein Garant).
    Die einfach zuzuschieben ist oft nicht möglich – die widerspensitigen Dinger gehen nämlich – je nach Zurückliegen des Todeszeitpunktes – einfach wieder auf – oder sind so störrisch, das sie nicht zugehen (sobald die totenstarre eingesetzt hat). Das ist erst dann nicht mehr der Fall, wenn die Totenstarre bereits wieder weg ist.

    Das ist auch der Grund, warum früher den Leuten zwei Münzen auf die Augen gelegt wurden, nachdem sie geschlossen wurden (eventuell mit einem stoffstreifen festgebunden, falls der Tote noch zu bewegen war).
    Übrigens ist das vermutlich der Grund, warum die Legende von den zwei Münzen für den Fährman des Styx, die den Toten ins Grab gelegt wurden, aufkam.

    Wenn du also eine Film-Legende willst, die dem Computer-Tipp-Problem ähnelt, dann ist es diese coole Wisch-Geste, mit denen in anderen Filmen Leute Toten die Augen schließen – und die Dinger bleiben zu. Das ist der Punkt, über den ich mich dann wieder amüsiere.

    Ich warte immer noch auf die Szene, in der das jemand probiert. Und die Augen dann wieder aufgehen. Und nochmal. Dadurch ließe sich eine gewisse Peinlichkeit erzielen, die bisher so weit ich weiß noch kein Film genutzt hat.

    • Das mit dem Augenschließen in Filmen amüsiert mich auch immer wieder, Das hat aber einfach den Grund, dass im Anfang der Filmgeschichte die Schauspieler nicht so lange mit starren Augen daliegen lassen konnte. Ist schwierig genug, als Leiche still zu halten. Und da man Lebenden nicht in den Augen rumpopeln kann, ohne dass sie mächtig zucken, hat sich diese Streich-Geste durchgesetzt. More trivia.

      Das mit den Münzen war mir nicht bewußt. Klingt aber logisch.

      Was mich mit den Computern am meisten amüsiert ist der piepende Cursor. Jeder zweite Tastenanschlag oder Mausklick scheint dem Monitor Geräusche zu entlocken. Ja sogar, wenn in einem Chat jemand antwortet, piepst es, während die Buchstaben (schön einer nach dem anderen) auf dem Bildschirm erscheinen. Argh! Jeder Computerbesitzer hätte den Softwareprogrammierer längst dafür erdrosselt.

      Just saying 🙂

      • Ja, das mit den geschlossenen Augen aus dreh-technischen Gründen leuchtet ein. Manchen Schauspielern ist es ja schon nicht möglich, still zu liegen, ohne sichtbar zu atmen. Kam übrigens jüngst wieder in einem deutschen Krimi vor. „Sie ist seit mindestens 4 Stunden tot“.

        Mein Gedanke: „Tretet zurück! Das muss ein Chestburster sein! Der ist gleich durch!“

  3. Naja, das ist eben die Kern-Frage: soll das alles „realistisch“ sein? Und ist das, was da gemeint ist, nicht vielmehr naturalistisch? Natürlich kann man sich als Kenner darüber amüsieren, wenn im Film dies und das geschieht, was in der Realität unmöglich oder so gut wie unmöglich wäre – aber wo fängt das an und wo hört das auf? Einem Toten im Film die Augen zu schließen sollte nichts anderes bedeuten als eine Geste des Respektes, und es wäre völlig abwegig, zeigen zu wollen, dass sie in der Realität zu erweisen vielleicht oft nicht möglich ist. Natürlich kann man das witzig finden und es kann witzig sein, wenns von Monty Python ist, aber das ist dann eine ganz andere Sache. Auf die Gesten kommt es an, auf das, was man zeigen will. Nur im Film hat man die Möglichkeit, etwas auch trotz dem, dass es real unmöglich ist, zu zeigen. Die offenen Augen der Toten im Film scheinen mir übrigens nurmehr der Wirkung wegen offen, weils eben trendy ist, wie das ewige sinnlose background-Gedudel. Aber das sind noch die kleinsten Probleme, die man mit neueren Filmen haben kann. Die sind viel öfter mit billiger Logik gemacht, aber vielleicht dann doch konsequent realer, jedenfalls, was das erhoffte Publikum betrifft.

  4. Ich denke, es sind of einfach „lieb gewonnene“ Klischees, die man sonst vermissen würde. Zum Beispiel das metallische „Zingggg“, wenn man ein Schwert zieht. Wir besitzen Schwerter. Glaubt mir, da zingt nix.
    Und auf Computer muss man einhacken, weil das Kompetenz darstellt. Hacken – Hacker – Computerspezialist.
    Und die Autos, die bei geringsten Anlässen sofort in die Luft gehen, werfen auch kein gutes Licht auf den TÜV.
    Mich selbst stört bei Filmen immer die Tür, die nie einer schließt. Man kommt in einen Raum, lässt die Tür unbeharkt hinter sich, weil Umdrehen und Zumachen den Handlungsablauf stören – und voilà: inder nächsten Einstellung ist die Tür zu. Die Welt ist voller unsichtbarer Heinzelmännchen, die sich auf das Türzumachen als Dienstleistung verlegt haben. – Über die sollte man mal was bringen.

      • In vielen alten US-Filmen haben die Autos offenbar keine Seitenscheiben (wahrscheinlich, weil man da so schlecht hindurchfilmen konnte). Das macht mich wahnsinnig.

        Computer und Hollywood sind sowieso ein Reizthema für mich. Allerdings muss ich sagen, dass von allen neueren Krimiserien das originale CSI (Las Vegas) eine recht realistische/naturalistische Darstellung von Computern und Kriminaltechnik im Allgemeinen hat – die Szenen, in denen jemand ein unscharfes Satellitenfoto von einem Auto präsentiert, um daraufhin – „Geht das noch besser?“ – auf ein Nummernschild zu zoomen und das Zulassungssiegel zu entziffern, sind selten und meist nicht allzu übertrieben. Man vergleiche hierzu das unterirdisch schlecht gemachte „CSI – Miami“.

        Und Tastaturen: Im Gegensatz zum common DAU verwende ich im Alltag recht viel die Tastatur, einfach, weil das meist schneller und effizienter geht, als immer mit der Maus herumzuwürgen. Mausbedienung und in neuerer Zeit Touchscreens (grusel) sind im Gegensatz zu allen Beteuerungen Apples und seiner Nachahmer nicht die bestmögliche Bedienoberfläche, sondern lediglich eine Option, die in der täglichen Berufspraxis meist nicht sonderlich effizient ist.

        • Ja, ich verwende auch viel die Tastatur. Aber das sind dann ja meist so Dinge wie Strg+irgendein Buchstabe, wohingegen die in den Filmen ja immer ganze Befehlsketten einzugeben scheinen.
          Außerdem wüsste ich echt keine Tastenkombination, mit der man ein Youtube-Video starten kann.

          • Wobei du da mal schaun musst – es gibt irgendwo (ich hab leider die Adresse vergessen) eine Stelle, an der man den Browser aus CSI runterladen kann. Der sieht dann genauso aus (die verwenden ja weder Google, noch Chrome noch sonst etwas real existierendes) – und hat auch seltsame Eingabemöglichkeiten. Den haben irgendwelche Geeks nachkonstruiert.
            In Hollywood-Filmen gibt es generell zwei unterschiedliche, fiktive Browser.

            Vielleicht geht da ja auch der YouTube-start mit Tastaturbefehl. Ich könnt’s mir vorstellen.

            • Habe ich da gerade „Google“ als Browser definiert und von Chrome separiert?!

              Ich sollte filme machen…

              Firefox, IE und Ähnliches meinte ich natürlich. Und Google Chrome.

              Narf.

    • … und dann war da noch irgendein Film, in dem zuerst nach einem Sturz die Klippen hinab eine Kutsche explodierte und daraufhin die völlig unverletzt danebenstehenden einen verdutzt ansahen und ebenso explodierten.

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