Negativbeispiele

Ich lebe noch, habe nur keine Zeit für nichts. Allerdings wühle ich mich praktikumsbedingt immer noch durch ziemlich viele unverlangt eingesandte Manuskripte, was bei mir irgendwie das Bedürfnis weckt, irgendwem von dieser teilweise lustigen aber meistens deprimierenden Erfahrung zu erzählen.

Ich weiß, dass unter angehenden Autoren schrecklich viel Unsicherheit darüber herrscht, wie man ein Manuskript am besten an einen Verlag schickt. Das fängt mit der Frage an, was man ins Anschreiben schreiben soll, und geht bei der Verzweiflung darüber weiter, dass jeder etwas anderes darüber sagt, wie das perfekte Exposé auszusehen hat.
Ich habe festgestellt, dass das allerbeste Heilmittel gegen diese Unsicherheit ist, ein Praktikum bei irgendeinem Verlag zu machen. Da bekommt man nämlich immer die unverlangt eingesandten Manuskripte zum Prüfen. Und irgendwie merkt man ziemlich schnell, was in der Hinsicht wirklich wichtig ist und was eben Ansichtssache. Man fängt an sich aufzuregen, dass die Leute nicht in ihr Anschreiben schreiben, was für eine Art von Manuskript sie einem da eigentlich geschickt haben. (Sachbuch, Roman, welches Genre?) Man stellt fest, dass es unglaublich nervig ist, wenn im Exposé das Ende nicht verraten wird, weil wie zur Hölle soll man denn dann wissen, ob der Plot überhaupt was taugt? Und man merkt, dass es den Augen nicht gut tut, einen längeren Text in Comic Sans zu lesen.
Und so lernt man sehr effektiv, was man beim Manuskripteinschicken nicht tun sollte, weil einen diese Dinge einfach ständig selbst stören. Irgendwie sollte man mit solchen Manuskripten mal eine Galerie der abschreckenden Beispiele eröffnen, damit nicht nur alle Autoren, sondern auch die armen Verlagspraktikanten davon profitieren können.

2 Gedanken zu „Negativbeispiele

  1. Ja, genau diese Erfahrung habe ich damals auch gemacht. Wenn mir einer vorher gesagt hätte, dass ich nach zwei Stunden lesen Kopfschmerzen ohne Ende gehabt hätte, hätte ich es nicht geglaubt.
    Wir sollten wirklich die besten Beispiele sammeln. Von der Flasche Wein, um sich das Manuskript „schön zu saufen“, über „Bitte legen sie die CD ein und schauen sie die 15 Minuten Präsentation mit eigenen Bildern an“, „Der Text wird noch aus dem Russischen übersetzt“ (was wohl eine Begründung sein soll, weshalb eine krude schreibmaschinengeschriebene Wüste auf liniertem papier abgeliefert wurde) und „Ich habe Ihnen gleich ein Cover beigelegt“.

    Eigentlich mag man anschließend gar nicht glauben, weshalb die wenigen Autoren, die halbwegs professionell anbieten, nicht alle vom Fleck weg einen Vertrag bekommen.

    Bin gespannt darauf, von welchen Untaten du uns berichten wirst 🙂

    Grüße,
    Nadine

    • Das mit der Weinflasche ist ja krass. Stell dir vor, der Autor hat das bei jedem Verlag gemacht, an den er geschrieben hat. Das war doch ewig teuer.

      Ich hatte letztens jemanden, der sich auf den Spiegel-Artikel über verpasste Bestseller bezog und schrieb: „Das ist Ihre Chance, machen Sie es diesmal gleich richtig und veröffentlichen sie meinen Roman.“

      Und, worüber sich alle meine Mitpraktikanten schon kostlich amüsiert haben, das war das handschriftliche Manuskript, das am Rand mit Herzchen verziert war.

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