Der Juni war ein wirklich anstrengender Monat. Teilweise bestand mein Tagesablauf aus Auftstehen, Arbeiten, Schlafengehen. René war nicht begeistert …
Die Arbeit des letzten Monats beinhaltete unter anderem viel Lesen. Nicht lektorieren oder so was, sondern wirklich einfach nur lesen, um zu wissen, worum es in einem Buch geht. Und um doch noch ab und zu ein bisschen Zeit mit meinem Freund verbringen zu können, habe ich gelernt, wie man ein Buch schnell liest, ohne etwas zu verpassen. Das wiederum hat zu einigen schreibbezüglichen Erkenntnissen geführt. Höret und staunet (oder auch nicht).
Es gibt verschiedene professionelle Schnelllesetricks, aber davon habe ich nicht die geringste Ahnung. Da ich ja nur die Handlung der Romane mitbekommen musste, bestand meine Methode darin, nicht handlungsrelevante Szenen nur zu überfliegen, bis wieder etwas passiert ist, das wichtig war. Größtenteils mussten die Kampfszenen dran glauben.
Alles, was man vom Handlungsstandpunkt aus gesehen über die meisten Kampfszenen wissen muss, ist, wer gewonnen hat. Und manchmal nicht mal das. In manchen Roman gibt es zufällige Monsterbegegnungen, die nicht den geringsten Zweck erfüllen, außer den, dass mal wieder gekämpft wird. Da kann man richtig den Spielleiter auf seiner Zufallsbegegnungstabelle würfeln hören. Und dann ist eh klar, dass das, was gerade passiert, keinerlei Auswirkung auf irgendwas haben wird.
Außer der Mentor des Helden stirbt. Mentoren sterben manchmal auf ziemlich sinnlose Art und Weise. Ich sage nur Eragon …
Aber muss das denn so sein?
Ich würde behaupten, bei richtig guten Büchern funktioniert meine Schnelllesemethode nicht mehr. Wenn man wollte, könnte man ja Charakterentwicklung und wichtige Plothinweise und viele anderen Dinge in Kampfszenen packen. Alles, was dafür sorgt, dass die Handlung nicht angehalten wird, bis der letzte Gegner tot ist. In Endkämpfen wird das auch größtenteils so gemacht. Da muss der Held ja endlich seine Stärke erkennen oder aber die eine lang gesucht Schwäche des Bösewichts oder die Tatsache, dass er schon ewig in irgendeine Begleiterin verliebt ist.
Nur mitten im Buch sind Kämpfe oft einfach nur … da.
Bestes Beispiel: Ich war während des Kampfes Neo gegen Agent(s) Smith auf dem Klo, hab mir ein Eis geholt, und hatte bei meiner Rückkehr zum Sitz nicht das geringste verpasst.
Du hast völlig Recht, in den meisten (Fantasy) Büchern kann man sich die Kampfszenen völlig schenken. Der letzte Satz „… und [der Held] wischte sich das Blut aus dem Gesicht und ritt in den Sonnenuntergang.“ reicht ja völlig aus, um zu klären, wer lebt und wer stirbt. Meistens ist das sowieso klar.
Mentoren sollten (anders als bei Eragon) heroisch sterben. Nach dem Motto: „lauft ohne mich weiter – es ist die Mission die zählt!“
Ich denke, Du hast recht, das unterscheidet ein gutes Buch von einem schlechten: Wenn alle Szenen so gestaltet sind, dass sie etwas relevantes zum Plot oder zur Charakterentwicklung beitragen. Z.B. kann der Held ungeahnte Kräfte oder Abgründe seiner Seele entdecken, wenn sein Kamerad im Kampf neben ihm fällt. Es können gute Dialoge in Kämpfe eingebaut werden, die die Motivation des Gegner näher erklären, und es können Gefahren offenbar werden, die der Held vorher nicht kannte.
Leider ist die meiste Fantasy-Literatur nicht so gut, dass sie das beherzigt. Das gilt übrigens ganz genau so für Sex-Szenen. Wenn’s nicht zur Entwicklung beiträgt, kann man auch gleich auf den nächsten Morgen springen.
*gg*
Wobei ich ja nicht glaube, dass irgendjemand die Romantasy-Sexszenen wegen ihrer handlungstrangenden Inhalte liest. 😉
Bei Sexszenen beschweren sich Leute seltsamerweise öfter, wenn sie nicht zur Handlung beitragen.
Was vielleicht darauf hindeutet, dass die nicht zur Handlung beitragenden Sexszenen, anders als die entsprechenden Kampfszenen, trotzdem gelesen werden – aus welchen obskuren Gründen auch immer … *gg*
Das lässt mich jetzt grade an diverse Shonen-Manga denken, zumindest an die, bei denen sich eine Kampfszene an die andere reiht. Denn zumindest bei den besseren davon wird schonmal gerne Charakterentwicklung in den Kampf gesteckt, ohne die man dann fünf Kapitel später etwas verwirrt dastehen und sich fragen würde: „Hä? Warum macht der denn das jetzt auf einmal?“. Aber mir fällt (zumindest auf Anhieb) kein Fantasybuch ein, das ich gelesen habe und bei dem das auch so gewesen wäre. Hmmm…
Es ist auch schwer, da welche zu finden. Mir sind als Beispiele Joe Abercrombie und Terry Pratchett eingefallen, wobei es bei Pratchett ja allgemein eher weniger Kämpfe gibt.
Ich würde sagen, es funktioniert bei den meisten Romanen, die keinen Schwerpunkt auf Kämpfe legen. Eben weil dort nur welche drin vorkommen, wenn man sie wirklich braucht.
Mir schon: „Rumo und die Wunder im Dunkeln“. Da ist keine Seite zuviel, und es kommen einige Kämpfe vor.
Ein Buch, das man mit Andreas Methode in zehn Minuten lesen könnte, ist „Das Paradies der Schwerter“, wobei ich aber auch da behaupten würde, dass man etwas wesentliches verpasst.
Oh ja, Rumo! Das stimmt. Mir fiel auch noch Jim Butchers Codex Alera ein. Zumindest in den ersten Kämpfen ist das noch so. Später hab ich dann öfter mal welche verlustfrei übersprungen.
Entweder man liest ein Buch komplett oder lässt es gleich. Ob Kampfszenen zum Sinn des Buches beitragen oder nicht sei dahingestellt. Es geht lediglich um Unterhaltung. Ob das Buch ein Meisterwerk ist oder nur mehr gewollt als gekonnt liegt bei jedem selbst zu entscheiden. Um das Beispiel Matrix erneut aufzugreifen: Ich fand die Kampszenen zwischen Neo und Smith wichtig. Was nützt ein Actionfilm ohne Action? Selbst wenn es sinnlos war und nichts zum Film beigetragen hat. Allein das bildgewaltige Gekloppe ohne Sinn und Verstand ist das unterhaltende in solchen Filmen. Was muss ich mich tagtäglich mit Logik und dem Sinn von jedem Scheiß auseinandersetze, wenn doch auch Kleinigkeiten ausreichen. Die Menschheit hat verlernt unbedeutende Dinge zu schätzen.
Ich denke, da hat jeder seine eigenen Grenzen. Mir reichen 2 min Gekloppe, dem anderen 15 (wie in Matrix) und vielleicht ist Deine Schmerzgrenze erst bei zweieinhalb Stunden Neo-gegen-Agent-Smith wirklich erreicht – aber ich denke, spätestens dann ist das Kino doch erheblich leerer 🙂 Jedem das Seine. Ich geh halt in solchen Szenen aufs Klo, Andrea liest drüber weg und andere genießen jedes Stück davon.
Btw. deshalb mag ich auch keine Hörbücher. Meine „kleinen Freuden“ bestehen u.a. darin, auch selber zu entscheiden, welche Szenen ich zweimal lese und welche ich nur überfliege.
Ich finde es auch gut das jeder entscheiden kann, was und wie man ein Buch liest. Das einzige was ich halt etwas ankreide ist diese Generalisierung von wegen Kampfszenen sind doof -_-. Es geht dabei nicht um die Kampszenen, sondern einfach um die Anerkennung für den jeweiligen Autor, da er doch genügend Stunden und Schweißperlen in sein Werk gesteckt hat. Ich möchte hier niemanden auf die Füße treten, denn es steht jedem frei das Buch zu lesen wie er möchte. Ich wollte es einfach mal geschrieben haben. Im Nachhinein ist immer alles besser zu machen.
Es sagt doch gar niemand, dass Kampfszenen generell doof sind. Ich finde sie generell besser, wenn sie handlungsrelevant sind. Aber ich lese auch die nicht-handlungsrelevanten Kampfszenen immer mit, wenn ich zum Spaß lese.
Andrea: „Es sagt doch gar niemand, dass Kampfszenen generell doof sind.“
Doch, in der Überschrift stehts 😛 *klugscheiß*……….nur Spaß.