Ich habe eine Nemesis. Sie heißt Inhaltliche Wiederholung.
Eine Inhaltliche Wiederholung ist nicht, wenn man in Kapitel 1 etwas sagt und den Leser in Kapitel 6 noch mal unauffällig daran erinnert. Eine Inhaltliche Wiederholung ist so etwas:
„So treffen wir uns wieder, Inhaltliche Wiederholung.“
Da stand sie mit all ihren unnötigen Sätzen im Schlepptau. Die Lektorin hatte gewusst, dass sie ihr wieder begegnen würde. Es war eine ruhige Woche gewesen, nur die üblichen Wortwiederholungen, Tippfehler und überflüssigen Nebensätze. Aber sie hatte darin deutlich die Ruhe vor dem Sturm erkannt. Ein erneutes Treffen war unvermeidlich gewesen. Und nun stand die Inhaltliche Wiederholung da und grinste hämisch.
Seht ihr’s? Da sind zwei Inhaltliche Wiederholungen drin, sorgfältig eingebaut zu Vorzeigezwecken. Ich hebe sie mal hervor.
„So treffen wir uns wieder, Inhaltliche Wiederholung.“
Da stand sie mit all ihren unnötigen Sätzen im Schlepptau. Die Lektorin hatte gewusst, dass sie ihr wieder begegnen würde. Es war eine ruhige Woche gewesen, nur die üblichen Wortwiederholungen, Tippfehler und überflüssigen Nebensätze. Aber sie hatte darin deutlich die Ruhe vor dem Sturm erkannt. Ein erneutes Treffen war unvermeidlich gewesen. Und nun stand die Inhaltliche Wiederholung da und grinste hämisch.
Natürlich kann man das als Stilmittel verwenden. Man kann alles als Stilmittel verwenden, von dem man allgemein hört, dass man es nie tun sollte. Man muss halt nur wissen wie.
Aber wenn sie unabsichtlich passiert, ist die Inhaltliche Wiederholung unglaublich nervig. Denn oft ist es extrem schwer, sie wieder aus einem Text herauszubekommen. Sie tendiert dazu, ihre kleinen Zähne in die Sätze zu schlagen und nicht wieder loszulassen.
Das Schlimmste ist, wenn sie verwendet wird, um an etwas zu erinnern, das man gesagt hat, bevor man zu einem anderen Thema abgeschweift ist. So wie oben das „Da stand sie“. Obwohl es oben noch verhältnismäßig einfach geht. Ich schreibe im letzten Satz einfach nur: „Und nun grinste sie hämisch.“
Aber manchmal ist es schwieriger. Manchmal braucht man die wiederholte Information an der Stelle noch mal, um eine Überleitung zu irgendetwas Wichtigem hinzubekommmen. Außerdem braucht man die Abschweifung davor, weil darin Informationen enthalten sind, die für die Handlung noch wichtig werden. Also kann man nicht einfach irgendetwas löschen. Im schlimmsten Fall muss man die ganze Szene umschreiben, um die Informationen neu zu verteilen. Wenn man das als Lektor macht, ist das allerdings extrem unschön. Bei einer Übersetzung kann man das gar nicht machen.
Und dann sitze ich vor meinem Computer und rufe: „Verflucht seist du, Inhaltliche Wiederholung!“
Wirklich gut beikommen kann man ihr nur als Autor, wenn man sie von Anfang an vermeidet. Das ist wie bei Perspektivfehlern. Die kriegt man als Lektor auch teilweise einfach nicht mehr aus einem Text raus.