Endgame ist ein sehr gutes Beispiel für einen Film, dessen Story zwar keinen Sinn ergibt, den man aber trotzdem gut findet, weil man die Charaktere mag und mit ihrer Entwicklung mitgeht.
Als ich gehört habe, dass alle Leute Endgame toll finden, war ich überrascht, weil sich ja beim ersten Infinity War Teil alle darüber aufgeregt haben, dass Thanos‘ Plan keinen Sinn ergibt und vieles irgendwie nicht so richtig funktioniert. Ich war sehr skeptisch, ob es wirklich funktionieren kann, diese story noch zu retten. Nun da ich den Film gesehen habe, weiß ich: Das kann es ist. Thanos‘ Plan ergibt immer noch keinen Sinn, sein neuer Plan ergibt genauso wenig Sinn. (Ich meine, hatte er nicht irgendwann mal behauptet, zumindest der Hälfte aller Lebewesen helfen zu wollen? Und jetzt will er alle umbringen und einfach neu anfangen? Warum? Weil er zu stur ist, um zuzugeben, dass sein gesamter Plan von Anfang an Bullshit war?) Die Sache mit den Steinen ergibt genauso wenig Sinn. Zuerst wird erklärt, dass die Steine zwingend in jeder Zeitlinie existieren müssen, damit nicht irgendwas Schreckliches passiert. Thanos hat sie in unserer aber ja zerstört. Trotzdem ist jetzt angeblich alles gut, nachdem man die ausgeborgten Steine in ihre eigene Zeitlinie zurückgebracht hat, also in unserer keine mehr existieren? Ooohkayyy …
Ich mochte den Film trotzdem. Weil im Gegensatz zum letzten Teil diesmal immerhin die Charaktere funktioniert haben. Weil viele Details cool waren. Weil es so aussah, als hätten sie tatsächlich alle alten Filme noch mal angeschaut und versucht, alles zusammenzufügen.
Was ich aber irgendwie lustig fand, war die Szene, in der sich plötzlich aus irgendeinem Grund alle Frauen um Peter gescharrt haben, um ihn zu beschützen. Ich frage mich, wie das Gespräch für die Planung dieser Szene ausgesehen hat.
„Die Leute beschweren sich immer, dass wir den männlichen Helden mehr Raum geben. Was können wir deswegen unternehmen?“
– „Na ja, also wir haben schon wieder Tony und Cap irgendwie im Mittelpunkt der Handlung, und Black Widow stirbt vor der Endschlacht, aber wir könnten sie vorher in Nick Furys Fußstapfen treten lassen. Lass uns außerdem Nebula eine wichtige Rolle geben. Die Leute mögen ja anscheinend moralisch ambivalente Charaktere und Geschwisterkonflikte. Außerdem lassen wir Captain Marvel ein paarmal den Tag retten, bevor wir dann Tony zum eigentlichen Helden machen, Pepper kann ihr übliches Ding abziehen und im Hintergrund cool und intelligent wirken, und wir geben Valkyrie die Herrschaft über die Reste von Asgard, auch wenn sie sonst kaum auftaucht.“
„Das ist gut, aber die Männer haben immer noch mehr Screentime.“
– „Hm … ach so. Also wenn es eh nur um Screentime geht, warum machen wir nicht eine Szene, in der alle Frauen auf einmal zu sehen sind und irgendwie cool posen? Dann kriegen sie alle gleichzeitig mehr Screentime, ohne dass der Film signifikant länger wird.“
„Genial!“
Hallo Andrea,
naja, Du hast schon recht…der Film hat natürlich einige Logikfehler. Dennoch hat er mir gut gefallen und war in einem Augen ein würdiger Abschluss. Wie Du richtig sagst – es ist ein Film, dem man sich primär der Unterhaltung wegen ansieht, ohne tierschürfende Erkenntnisse zu erzielen :-).
Liebe Grüsse,
Wolfgang