Hieroglyphen!

Warnung: Dies ist möglicherweise ein absoluter Geek-Post.

Meine Magisterarbeit ist momentan in einer … Umplanungsphase, weil eine Argumentation, die ich mir zurechtgelegt hatte, bei näherer Betrachtung der Fakten nicht mehr ganz so funktioniert wie gedacht. Zwecks Umplanung saß ich also gestern in der Bibliothek und blätterte durch Ausgaben des „Börsenblatts des deutschen Buchhandels“, in der Hoffnung, ein paar Artikel zu finden, die ich zitieren kann. Diese Zeitschrift ist größtenteils ungefähr genauso spannend wie ihr Titel. Außerdem besteht sie zu ungefähr zwei Dritteln aus Werbung. Für Bücher versteht sich.

Wie soll man da nicht irgendwo hängen bleiben? Bei mir war das hier:

(Schlechtes Laptop-Webcam-Foto, sorry)

Das Buch, für das da Werbung gemacht wurde, heißt „Mumienherz“, und ich hatte dafür mal eine Leseprobe, die mich nicht überzeugt hat, es zu kaufen. Wenn ich allerdings Hieroglyphen in solchen Zusammenhängen sehe, frage ich mich immer sofort, ob das eigentlich Fake-Hieroglyphen sind, oder ob man die lesen kann.

Nun, der die erste Zeile in diesem Fall lautet: „Sutech netscher en remetsch en Kemet.“
Was mehr oder weniger sowas heißt wie: „Seth, der Gott der Menschen Ägyptens.“ Oder auch: „Seth ist der Gott der Menschen Äygptens.“
Die zweite Zeile ist allerdings etwas seltsam, was aber auch daran liegen könnte, dass mein Mittelägyptisch, wie bereits festgestellt, schonmal besser war.
Da steht: „Iri chenenu nescheni.“
Was möglicherweise an den ersten Teil anzuschließen ist als: „der das Unwetter macht, das wütet.“

Cool an der ganzen Sache ist auf jeden Fall, das es zum einen keine Fake-Hieroglyphen sind und zum anderen der Inhalt des Satzes zum Buch passt, da Seth darin anscheinend eine wichtige Rolle spielt. Es lebe derjenige hoch, der diese Werbung entworfen hat!

Ja, und jetzt sollte ich wieder sinnvolle Dinge tun.

5 Gedanken zu „Hieroglyphen!

  1. Wow, das ist ja wirklich cool 🙂 Erstens fasziniert es mich dieses Schriftsystem immer noch (ich hab ne Weile draufgestarrt und jegliche Gesetzmäßigkeit entzieht sich mir immer noch … Irgendwo hab ich hier n Buch über Hieroglyphen …) und zweitens ein großes YAY an den Werbe-Macher für korrekten Gebrauch, das trifft man ja nun nicht so häufig (wenn ich da an 90% des Latein-Gebrauchs in der Populärkultur denke …)

    • Also, ob die Grammatik richtig ist, kann ich dir nicht sagen. Wie gesagt, aus der Übung und so. Außerdem ist mittelägyptische Grammatik sowieso so n Streitthema. Aber zumindest ist es so, dass man sich eine Bedeutung daraus zusammenbasteln kann.

      Ich bin auch immer froh, dass ich Latein nicht gut genug kann, um die fehler im Popkulturgebrauch zu bemerken *g*

  2. Schöner Geek-Post! Ja, das finde ich auch gut, wenn sich die Verleger/Werbeleute wenigstens die Mühe machen, historische oder wissenschaftliche Fakten richtig darzustellen. Mir fallen halt eher die biologischen Patzer auf, aber schön zu wissen, dass die sich bei ägyptischen Mühe gegeben haben 🙂

    • Was für biologische Patzer gibt es denn in der Werbung? Abgesehen von dem typischen Photoshop-Versagen, wo Leute dann plötzlich 6 Finger haben oder sowas …

      • Nicht gerade in der Werbung (wobei – da auch. Ich hab mal in der Pharma-Unit einer Agentur gearbeitet. Du meine Güte. Ich sag euch…) – aber gerade in Büchern graut’s mir oft genug. Da muss man nicht Bio studiert haben. Meist reicht schon Oberstufen-Grundkurs-Bio, um aufgerollte Zehennägel zu bekommen.
        Sachen, bei denen man dem werten Autoren ein UTFW (use the f***ing Wikipedia) zurufen möchte.

        Insofern ist das tatsächlich eine Überraschung, von tatsächlich übersetzbaren Hieroglyphen zu lesen (ähnlich geht’s mir oft mit diversen pseudogermanischen Runeninschriften).

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